Nikolaus Schneider auf SPD-Einladung in Wiesbaden

„Die Frage der sozialen Gerechtigkeit ist eine alte, aber keineswegs veraltete Frage – das haben wir heute gelernt.“ Mit diesem Schlusswort dankte der Fraktionschef Axel Imholz dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, für seinen „erhellenden Vortrag“.
Und erhellend war die Rede des Präses der Rheinischen Landeskirche nämlich nicht nur, weil Schneider immer wieder auf seine Erfahrungen als Gemeindepfarrer einging und dabei erfrischende Beispiele aus dem Leben zu nennen wusste.
Erhellend auch, weil der vor gerade einmal einer Woche gewählte oberste Vertreter der evangelischen Kirche in Deutschland deutlich machte, dass die Soziale Gerechtigkeit keinesfalls eine Erfindung der Neuzeit, ja noch nicht einmal eine Erfindung des neuen Testaments ist, sondern viel ältere biblische Wurzeln hat.
Unter dem etwas schwerfälligen Titel aus dem prophetischen Buch Micha: „Es ist dir gesagt Mensch, was Gott bei dir sucht…“ ging es in Schneiders preditgleichem Vortrag um „Theologische Anmerkungen zum Thema Soziale Gerechtigkeit“, wobei es ihm gelang bibelfeste wie bibelferne Zuhörer auf seinem Streifzug durch das Buch der Bücher mitzunehmen.
Von der „grundlegenden Ordnung aller menschlichen Gemeinschaft“ (den zehn Geboten), bei denen es schon um Soziale Sicherheit gehe („das Gebot, die Eltern zu ehren ist doch nicht für widerspenstige Teenager, sondern zur Verhinderung der Altersarmut verfasst worden“), sprach Schneider über die grundlegende Ordnung des Zusammenlebens, die bereits in den Büchern des Alten Testaments festgelegt sei. „Immer wieder begegnen uns Witwen, Waisen und Fremdlinge, um die es sich zu kümmern gilt“, betont Schneider. Aber es geht ihm nicht nur um eine soziale Ordnung, Schneider weist auch auf das Menschenbild hin, das vermittelt werde: „Jeder Mensch hat eine Würde, die man ihm nicht nehmen kann, die er aber auch nicht abgegeben kann!“ Und nicht nur der SPD-Vorsitzende Arno Goßmann zeigte sich begeistert über die Worte des EKD-Ratsvorsitzenden. Auch für die rund 150 Gäste war der Abend im Georg-Buch-Haus sicherlich ein Gewinn.