Fluglärm: Die DFS ist in der Pflicht

Durch die am 10. März vorgenommene Verschiebung des so genannten „Nördlichen Gegenanfluges“ über das Wiesbadener Stadtgebiet werden regelmäßig große Teile der südlichen Innenstadt sowie die
südlichen Vororte von einem Fluglärmteppich überzogen.

In dichter Folge überfliegen die Flugzeuge bei Ostwind nun das Wiesbadener Stadtgebiet, um später im Rheingau auf den Endanflug in Richtung Flughafen einzudrehen. Dabei stehen insbesondere die niedrigen Flughöhen – anfangs wurden bis zu 1.200 Meter gemessen – in der Kritik. Dazu die Umweltpolitische Sprecherin der SPD-Rathausfraktion Nadine Ruf: „Die jetzige Situation ist für Wiesbaden völlig inakzeptabel. Bislang sind uns von der Deutschen Flugsicherung (DFS) keine über-zeugenden Gründe dafür genannt worden, warum die Flugzeuge von den Fluglotsen derart niedrig zu ihrem Eindrehpunkt geführt werden müssen.“

Dabei habe es den Anschein, dass für die DFS weniger die berechtigten Interessen der betroffenen Bürgerinnen und Bürger, sondern vielmehr wirtschaftliche Erwägungen im Vordergrund stünden. Volk-Borowski: „Das derzeit praktizierte Verfahren, die Flugzeuge bereits 50 Kilometer vor dem Flughafen wie an einer Perlenschnur aufzureihen und auf konstant niedriger Höhe zum Wendepunkt zu leiten, mag sicherlich aus Personal- und Kostengründen die günstigste Variante sein. Andere Flughäfen, wie etwa der fast gleich große Flughafen London Heathrow sind da aber schon viel weiter. Dort ziehen die Flugzeuge in großer Höhe ihre Kreise und werden dann im kontinuierliche Sinkflug einzeln zur Landung herunter geholt.“ Die Lärmbelastung der Anwohner habe so deutlich vermindert werden können. „Wir werden daher alle Möglichkeiten, bis hin zu einer Klage gegen die Routenfestlegung, prüfen“, sagt die SPD-Umweltpolitikerin.

In gleicher Weise argumentiert auch der neue Bürgermeister und SPD-Umweltdezernent Arno Goß-mann: „Der Schlüssel zur Lösung des Problems liegt bei der Deutschen Flugsicherung. Zwar ist es uns im Juni gelungen die DFS zu überzeugen, die Überflughöhen um 300 Meter auf nun 1.500 Meter anzuheben. Aber natürlich ist dies überhaupt nicht ausreichend und nur ein erster kleiner Schritt in die richtige Richtung. Es liegt nun an der DFS, darzulegen, was zur Verbesserung der Situation Wiesbadens getan werden kann.“

Eine Möglichkeit könnten lärmmindernde Anflugverfahren wie der bereits angesprochene kontinuierliche Sinkflug (Continuous Descent Approach) sein, der in der Variante des „Segmented Approach“ am Fraport bereits seit Januar in den Nachstunden praktiziert wird.

In Frage kommt jedoch auch eine teilweise Nordverschiebung der Route, die zwar über eine etwas längere Strecke, jedoch über nahezu unbewohntes Gebiet führt.

„Das heißt nicht, dass Wiesbaden eine Lösung auf Kosten anderer Kommunen anstrebt. Aber die Flugsicherung hat bis heute nicht überzeugend erklären können, warum eine Optimierung der Flughö-hen und -routen nicht möglich sein soll“, so Goßmann. Es sei daher wichtig, dass sich die Deutsche Flugsicherung bewege.

Nochmals Goßmann: „Wir sind dialogbereit, aber auch kampfbereit. In diesem Sinne werde ich die Position Wiesbadens vor der DFS und der Fluglärmkommission vertreten.

Und natürlich werden ich auch die bereits seit längerem von den Abflugrouten betroffenen östlichen Vororte sowie die Anwohner des Erbenheimer Flughafens nicht vergessen.