SPD Wiesbaden zeigt Verständnis für die Position der WiBus-Fahrer

„Die Forderung der WiBus-Fahrer stößt bei uns auf Verständnis“, kommentiert Sven Gerich, Vorsitzender der SPD-Rathausfraktion, die jüngste Lohnforderung der Gewerkschaft der Lokomotivführer (GdL). „Es kann zwar niemand ein Interesse haben, dass die Finanzen der Landeshauptstadt Wiesbaden um weitere Millionenbeträge belastet werden. Wenn jedoch der WiBus-Geschäftsführer Dirk Stein die Arbeitsbedingungen in seinem eigenem Unternehmen in einem Interview als „brutal hart, aber nicht unmenschlich“ bezeichnet, kann es auch nicht verwundern, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Barrikaden gehen. Wir müssen daher endlich das grundlegende WiBus-Problem anpacken und uns über eine Neuorganisation des Wiesbadener Nahverkehrs Gedanken machen.“

In den kommenden Tagen gelte es zunächst die Ruhe zu bewahren und mit Augenmaß gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Gerich: „Die Tarifparteien sollten nun ohne wechselseitige Drohgebärden eine Lösung suchen, welche sowohl den Interessen der Arbeitnehmer, als auch des Unternehmens gerecht wird. Der ÖPNV muss finanzierbar bleiben. Die Busfahrer haben aber auch ein Anrecht auf eine angemessene Bezahlung. Auch hier gilt gleicher Lohn für gleiche Arbeit.“

Die aktuelle Tarifauseinandersetzung müsse außerdem in den Kontext des gesamten WiBus-Problems eingeordnet werden: „WiBus wurde 2004 gegründet um auch zukünftig die Direktvergabe der Wiesbadener Bussystems an ESWE Verkehr sicher zu stellen“, führt der verkehrspolitische Sprecher, Dennis Volk-Borowski aus. Die folgende Entwicklung bei WiBus sei jedoch keine Erfolgsgeschichte: „Am Anfang standen die aus Hamburger mitgebrachten, jedoch völlig untermotorisierten Busse, welche an den Wiesbadener Bergen kapitulierten und verzweifelte Busfahrer, welche sich bei Ihren Fahrgästen nach dem Weg erkundigen mussten. Danach kamen Servicemängel, schlechte Arbeitsbedingungen und eine Bezahlung, welche viele Busfahrer zwang zusätzlich zu ihrem Lohn Sozialleistungen zu beantragen. In der Folge kam es zu einem überdurchschnittlichem Krankenstand und Kündigungen. Neueingestellte Fahrer kehrten dem Unternehmen nach wenigen Jahren den Rücken, ausreichend neue Bewerber konnten nicht gefunden werden. Im vergangenen Herbst gipfelten die Problemen in Linienausfällen im Nahverkehr. Auch eine mehr als zehnprozentige Lohnerhöhung konnte keine wirkliche Abhilfe schaffen, auch heute findet WiBus nicht genügend Busfahrer“, berichtet Volk-Borowski weiter.

Es sei daher an der Zeit die Gesamtstruktur des Wiesbadener ÖPNV zu überdenken: „Seit 2004 hat sich die Rechtslage grundlegend geändert. Eine neue EU-Verordnung zielt nun nicht mehr allein auf niedrige Kosten. Wenn nun bei WiBus die Kosten durch eine kräftige Lohnerhöhung weiter steigen sollten, wäre damit die ursprünglich hinter der WiBus-Gründung stehende Idee gleich in zweifacher Hinsicht hinfällig. Die Rathauskoalition aus SPD und CDU wird sich daher in den nächsten Wochen und Monaten über eine grundlegende Neustrukturierung des ÖPNV Gedanken machen müssen“, fordert Sven Gerich abschließend.