
Die Stadt und somit auch die Anzahl an Schülerinnen und Schülern wächst. Es liegt auf der Hand, dass der Schulträger ein entsprechendes Platzangebot in den einzelnen Schulformen anbieten muss. Dabei ist die Nachfrage beim Wechsel auf die weiterführende Schule vor allem bei Gymnasien seit vielen Jahren konstant steigend. „Es ist allerhöchste Zeit, dass die Stadt nun handelt um im letzten Moment eine gravierende Unterversorgung mit Gymnasialplätzen zu verhindern“, so der schulpolitische Sprecher der SPD Rathausfraktion Dr. Hendrik Schmehl. Der Schulentwicklungsplan zeigt seit Jahren genau diese Entwicklung auf. Ohne ein bzw. perspektivisch zwei neue Gymnasien müssten sonst bald bis zu 150 Kinder bei dem Wunsch nach dem Besuch eines Gymnasiums leer ausgehen. Das kann sich niemand wünschen.
Das oft genutzte Argument diese Kinder alternativ im gymnasialen Zweig auf einer IGS beschulen zu lassen, hält der Realität nicht stand. Denn auch die bestehenden IGSen sind trotz der Umwandlung der Kleistschule in die IGS Rheingauviertel abermals an ihren Kapazitätsgrenzen angelangt. „Selbst wenn man dort die Kinder entgegen dem Wunsch nach einem Gymnasialplatz beschulen wollte, wären keine Plätze vorhanden. Deshalb sieht die Teilfortschreibung des Schulentwicklungsplanes, die im November 2018 mit breiter Mehrheit der Stadtverordnetenversammlung beschlossen wurde, neben der kurzfristigen Entscheidung für ein neues Gymnasium (das 2. zum Schuljahr 2026/2027) auch den Neubau einer IGS vor. Diese muss bis zum Schuljahr 2024/25 den Betrieb aufnehmen. Die Planungen und die Frage nach dem Standort muss der Magistrat ebenfalls zeitnah vorgeschlagen“, erläutert Dr. Schmehl. Vor diesem Hintergrund weist die SPD Fraktion die Unterstellung in der heutigen Presseberichterstattung, man erkläre das Gymnasium zur einzig relevanten Schulform und stempele alle anderen Schulen als Restschulen ab, deutlich zurück. „Diesen Vorwurf empfinde ich vor dem Hintergrund der Umwandlung der Kleistschule in eine IGS, dem Neubauvorhaben einer IGS und dem Neubau der CvO als Oberstufe insbesondere für Abgänger von IGSen und Realschulen, als unsachlich und nicht gerechtfertigt. Das gilt umso mehr, als dass die SPD-Rathausfraktion im regelmäßigen Austausch mit der WLS-Schulleitung steht und dort auch über das Thema zusätzlicher Gymnasien und mögliche Auswirkungen auf die WLS gesprochen worden ist“, reagiert Schmehl auf die Vorwürfe, die Stadtpolitik wolle die WLS insgeheim scheitern lassen.
In der Sitzungsvorlage zu den beiden neuen Gymnasien sind zwei potentielle Standorte beschrieben, die sich bewusst nicht im innerstädtischen Bereich wiederfinden sollen. Der Bedarf nach Gymnasialplätzen ist sowohl in AKK als auch im Westen Wiesbadens deutlich. „Für die SPD ist die Entscheidung für den ersten Standort klar. Allein aus zeitlichen Gründen hat für uns Dotzheim als Standort ganz klar erste Priorität! Die Fläche in Kastel-Housing gehört aktuell noch den Amerikanern.
Die Wasseraufbereitungsanlage ist dort zu finden. Warum sollten sie ausgerechnet diese Fläche als erste freigeben? Deshalb konzentriert sich unsere Fraktion ganz klar auf die städtische Fläche unterhalb der HSK, um eine schnellstmögliche Umsetzung zu ermöglichen“, macht Schmehl die Haltung der SPD deutlich.
Aber auch unabhängig von der Frage, ob der Standort Kastel-Housing kurzfristig umgesetzt werden könnte, stellt Dr. Schmehl fest: „Wir teilen die Einschätzung der Schulgemeinde der WLS, dass eine direkte Konkurrenz zwischen einem gymnasialen Neubau und der unsanierten WLS ein kritischer Punkt ist. Neben Konzept und Schulform, stellt auch der bauliche Zustand eine Grundlage der Wahlentscheidung von Familien dar. An einer konzeptionellen Stärkung arbeitet das Schulteam überzeugend, als Stadtpolitik unterstützen wir diesen Weg durch die bereits beschlossenen Mittel für die Mensa als Grundlage für den Ausbau des Ganztagsangebotes. Und natürlich braucht die WLS auch eine Generalsanierung bzw. einen (Teil)Neubau. Die aktuelle Schulbauliste sieht eine Entscheidung über die Finanzierung einer Sanierung oder eines (Teil )Neubaus im Rahmen der anstehenden Haushaltsplanberatungen vor. Hier gilt es dann Nägel mit Köpfen zu machen und die notwendigen Mittel bereit zu stellen“, erläutert Dr. Schmehl das weitere Verfahren in dieser Frage.