Jedes Jahr beginnen zahlreiche Menschen am 01.08. bzw. am 01.09. ihre Ausbildung und machen somit ihren ersten Schritt im Übergang von der Schule ins Arbeitsleben.
Doch viel zu selten steht die Berufsschule im Fokus. Dabei spielt sie in der dualen Ausbildung eine sehr bedeutende Rolle. „Damit die duale Ausbildung ein Erfolgsmodell bleibt, muss mehr Geld in die Ausstattung der Berufsschulen investiert werden“, so Christian Kato (stellvertretender Vorsitzender der AfA Wiesbaden)
Die Herausforderungen, die eine Berufsschule zu bewältigen hat, sind so zahlreich und die Berufsschüler/innen sind extrem heterogen. Das Spektrum reicht von Abiturienten, die sich nach abgebrochenem Studium doch noch für einen Ausbildungsberuf entschieden haben, bis zu jungen Menschen mit geringer formaler Schulbildung und fehlenden Deutschkenntnissen. Sie alle finden sich manchmal sogar in derselben Berufsschulklasse wieder, benötigen aber ganz unterschiedliche pädagogische Unterstützung. Dies ist mit Klassengrößen von bis zu 30 Schüler/innen nicht zu stemmen. Hier muss das hessische Bildungsministerium aktiv werden und die Verordnungen dementsprechend anpassen.
Die Kompetenzanforderungen in Sachen Digitalisierung, Industrie 4.0 sind heute schon in vielen Ausbildungsberufen hoch. Dazu kommt eine erhebliche Innovationsdynamik quer durch sämtliche Technologiesegmente. Viele Ausbildungsbetriebe können damit weder fachlich noch didaktisch mithalten. Die AfA Wiesbaden appelliert daher an die Ausbildungsbetriebe verstärkt Ausbildungsverbunde einzugehen.
Genauso sind auch viele Berufsschulen hoffnungslos überfordert, jeweils die neueste Technologie in speziellen Lernwerkstätten oder Laboren vorzuhalten. Hier muss dringend mehr Geld in die Hand genommen werden. Zusätzlich herrscht ein spürbarer Mangel an Berufsschullehrkräften. Nach Schätzungen des Stifterverbands wird in den kommenden 15 Jahren die Hälfte aller Berufsschullehrkräfte in den Ruhestand treten. “Das hessische Kultusministerium muss endlich Maßnahmen gegen den Mangel an Berufsschullehrkräften vornehmen“, fordert Christian Kato. Eine sinnvolle Maßnahme wäre unter anderem ein Stipendium für das Lehramtsstudium von Mangelfächern wie zum Beispiel Metall- oder Elektrotechnik.
Doch auch die Ausbildung der Lehrkräfte an den Universitäten und Studienseminaren muss reformiert werden. Vielen Lehrer/innen fehlt es an Übung im Einsatz von digitalen Lerntechnologien. Hier sind auch die einzelnen Schulämter gefordert verstärkt Fortbildungsangebote in der pädagogischen Nutzung von digitalen Methoden anzubieten und die Lehrkräfte kontinuierlich zu qualifizieren. Viele Lehrkräfte sehen die Digitalisierung als ein Problem und eine zusätzliche Belastung. Hier müssen die Schulämter durch einen besseren technischen Support entgegenwirken. Wünschenswert wäre daher der Einsatz von IT Administratoren ohne Unterrichtsverpflichtung an Schulen vor Ort. Ein großes Problem stellt die grundlegende Infrastruktur dar. Es fehlt immer noch ein breitbandiges Internet, WLAN und digitale Endgeräte. Von Lernmanagementsystemen und Smartboards in Berufsschulen oder gar virtuellen Lernlaboren ganz zu schweigen. Dies ist nicht einfach mit einem einmaligen Digitalpakt zu finanzieren. Dies kann nur durch eine konstante Anhebung der finanziellen Mittel für die Bildung realisiert werden.