Wiesbaden ist… eine Stadtverwaltung auf dem Weg zur Digitalisierung
Die Mitarbeiter:innen der Stadtverwaltung und der städtischen Gesellschaften sind diejenigen, die unsere Stadt am Laufen halten – das hat sich auch und gerade in der Corona-Pandemie gezeigt. Dafür gebührt Ihnen Dank und Anerkennung. Sie erbringen an ihren jeweiligen Arbeitsplätzen wertvolle Dienstleistungen, sind aktiv im Sinne der öffentlichen Daseinsvorsorge und arbeiten engagiert an einer guten Zukunft unserer Stadt.
Demografischer Wandel in der Stadtverwaltung gestalten
Die Stadtverwaltung steht jedoch auch vor großen Herausforderungen: Der demografische Wandel und der mit ihm einhergehende Fachkräftemangel führen zu einem verstärkten Wettkampf um die besten Köpfe und in der Folge zu einer erhöhten Fluktuation. Die Auswirkungen sind bereits jetzt spürbar: Bundesweit können bei Kommunen, Länder und Bund rund 185.000 Stellen nicht besetzt werden. Diese Situation ist in Wiesbaden besonders gravierend, da hier die Stadtverwaltung mit großen Bundes- und Landesbehörden um dieselben Mitarbeiter:innen konkurriert. Dazu kommen die steigenden Anforderungen an einen zukunftsfähigen, attraktiven und familienfreundlichen Arbeitgeber. Insbesondere im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit gilt es daher, die bisherigen Verfahren und Arbeitsmodelle an die Ansprüche und Lebensrealitäten der städtischen Mitarbeiter:innen, der Bürger:innen und den gesetzlichen Anforderungen anzupassen. Für uns bleibt der Gesamtpersonalrat der Stadt sowie die einzelnen Personalräte dabei wichtige Ansprechpartner und als Stadtpolitik werden wir uns in die konkrete Ausgestaltung zwischen Arbeitnehmer:innen und der Arbeitgeberin nicht einmischen.
Konkret wollen wir:
- wo immer es sinnvoll ist, den Beschäftigten Zugang zu Homeoffice-Lösungen ermöglichen. Dies dient der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, bietet durch den Wegfall von Pendlerbewegungen Chancen zur Verbesserung des Stadtklimas und verbessert die Attraktivität der Stadtverwaltung im Wettbewerb um gute Fachkräfte
- verstärkt moderne Mittel zur Personalgewinnung einsetzen, um dem demografischen Wandel und dem Fachkräftemangel angemessen zu begegnen und mit dem vermeintlichen „verstaubten Beamtenimage“ aufzuräumen
- flexible Arbeitszeit, Führungs- und Organisationsmodelle fördertn und umsetzen
- moderne Büroarbeitsplatzausstattung sowie zeitgemäße Arbeitsplatztechnologien fördern
- die erfolgreichen Maßnahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements fortgeführen wie das kommunale Jobticket
Führungskompetenz ist keine Frage des Geschlechts oder der Herkunft
Wiesbaden ist eine bunte und internationale Stadt. Sowohl in den städtischen Gesellschaften als auch in den Ämtern sind Frauen ohne und besonders mit Migrationshintergrund unterrepräsentiert. Wir wollen den Anteil von Mitarbeiterinnen mit und ohne Migrationshintergrund in den Führungsgremien der Verwaltung steigern und die Vernetzung aller mit Migrationsfragen befasster Dienststellen der Stadt stärken.
Konkret wollen wir:
- gute Personalentwicklungsmaßnahmen für die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung (bspw. Führen in Teilzeit)
- in der Stadtverwaltung Raum für einen konstruktiven Umgang mit Fehlern (Fehlerkultur) und ein innovationsfreundliches, lösungsorientiertes Klima
- auch den bereits eingeleitete Wandel in der Führungskultur konsequent fortführen. Die Landeshauptstadt Wiesbaden benötigt eine wertschätzende und kooperative Führungskultur, welche die Stärken der Mitarbeiter:innen fördert, Potenziale erkennt und aktiviert und in kooperativen Prozessen zu Rollen- und Aufgabenklarheit führt
- eine Erhöhung des Anteils weiblicher Führungskräfte anstrebe. Der Frauenanteil von Führungskräften ist im öffentlichen Dienst zwar deutlich höher als in der Privatwirtschaft, aber immer noch zu gering
- Standards zur Einarbeitung inkl. einheitliche Personalressourcen wie Trainer-/Mentorenstellen in den Ämtern schaffen und regelmäßig evaluieren, um Fluktuationen zu verringern und gute Fachkräfte dauerhaft zu binden
- Stadt 4.0 – Digitalisierung der Verwaltung
Gleichzeitig gibt es veränderte Erwartungen der Bürger:innen: Der „Gang zum Amt“ und langwierige Prüf- und Bearbeitungszeiten entsprechen längst nicht mehr der Lebenswirklichkeit unserer digitalen Welt. Um den Anforderungen an einen modernen Dienstleister gerecht zu werden, braucht es daher neue und digitale Zugangswege zu tatsächlich allen Dienstleistungen der Stadtverwaltung, soweit dies rechtlich möglich. Dabei müssen wir darauf achten, dass das Angebot digitaler Dienstleistungen nicht zu einer Einschränkung von Beratungsdienstleistungen oder gar Abschottung der Verwaltung führt. Im Gegenteil: Durch die Verfahrensvereinfachungen soll mehr Zeit für Beratungen und den persönlichen Bürgerkontakt zur Verfügung stehen und damit letztlich zu einer Verbesserung von städtischen Dienstleistungen führen.
Gerade die Corona-Krise hat gezeigt, wie wichtig eine für alle Menschen zugängliche digitale Ausstattung ist. Die Digitalisierung steckt allerdings in Deutschland noch in den Kinderschuhen, besonders in den Kommunen ist noch viel Potenzial nach oben. Dabei müssen gerade hier – in den Verwaltungen und Schulen – die Grundlagen gelegt werden. Deswegen muss die Infrastruktur ausgebaut, Mitarbeiter:innen geschult und Prozesse digitalisiert werden. Wir erhoffen uns hier vom neu gegründeten Amt für Digitalisierung neue Impulse. Ebenso gilt es, den nun rekommunalisierten IT-Dienstleister Wivertis in seiner Leistungsfähigkeit zu verbessern.
Konkret wollen wir:
- eine innovative Verwaltung, die Trends erkennt und veränderte Rahmenbedingungen berücksichtigt
- digitale Verwaltungsprozesse und digitale Dienstleistungen, die der gesellschaftlichen Entwicklung entsprechen und den Kontakt mit „dem Amt“ spürbar vereinfachen
- digitale Dienstleistungen werden barrierefrei zur Verfügung gestellt und die Teilhabemöglichkeiten (bspw. Sprachassistenten) berücksichtigen
- bei der Digitalisierung von Dienstleistungen Bürger:innen von Anfang an beteiligen, damit die Dienstleistungen auch den tatsächlichen Bedarfen entsprechen und letztlich genutzt werden.