Wiesbaden ist… eine lebendige Kulturszene und Städtepartnerschaften
Die Wiesbadener Kulturlandschaft ist geprägt durch ihre Vielfalt und einem lebendigen Miteinander. Neben großen Einrichtungen wie dem Hessischen Staatstheater, dem Landesmuseum, dem Stadtmuseum am Markt oder dem weit über die Stadt- und auch Landesgrenzen hinaus bekannten Kulturzentrum Schlachthof existieren eine Vielzahl von Heimatmuseen, freien Bühnen, musikalischen Einrichtungen, literarischen Orten der Begegnung etc., die das gesellschaftliche Leben unserer Stadt bereichern. Sie alle fördern unsere Stadtgesellschaft am besten, wenn sie sich unter nachvollziehbaren Rahmenbedingungen entfalten können. Sie begleiten den kritischen Diskurs über gesellschaftlich wichtige Themen, sie steigern die Attraktivität unserer Stadt und führen Menschen unterschiedlichster Herkunft und unterschiedlicher Altersgruppen zusammen. Für uns ist klar: Es braucht eine Mischung aus staatlichen Kultureinrichtungen und frei-gemeinnützigen Häusern. Idealerweise entstehen zwischen diesen Bereichen auch weitere Kooperationen.
Wir treten den Bestrebungen rechtsextremer Parteien entgegen, Kultureinrichtungen in den Dienst einer verengten „nationalen Kultur“ zu stellen. Kunst und Kultur sind frei. Und bleiben es auch.
Querverweis: Kapitel Haltung gegen Rechts
Kultur hat einen starken Bildungsauftrag. Deshalb war und ist die Stärkung und der Ausbau von Angeboten zur kulturellen Bildung eine zentrale Aufgabe der Stadtpolitik, die nur gemeinsam und im engen Austausch mit den Kulturakteuren, den Bildungseinrichtungen und den Zielgruppen vor Ort weiter vorangetrieben werden kann.
Konkret wollen wir:
- finanzielle Planungssicherheit für Kultureinrichtungen über längere Zeiträume
- bessere Sichtbarkeit im öffentlichen Raum
- verbesserte Arbeitsbedingungen unter sozialen, aber auch ökologischen Aspekten
- die finanzielle Stärkung der Wiesbadener Kultureinrichtungen fortführen
Volkshochschule
Wiesbaden verfügt mit der Volkshochschule und den Volksbildungswerken in den Stadtteilen über leistungsfähige und anerkannte Träger der Erwachsenenbildung. Jährlich nutzen tausende Teilnehmer:innen das vielfältige Angebot der VHS und der Volksbildungswerke (rund 4000 bis 4300 Kursangebote pro Jahr). Vor allem die Sprachförderung und berufsbildende Qualifizierung stellen neben dem weit gefassten Angebot der kulturellen Bildung einen wichtigen Baustein für Integration in Gesellschaft und Arbeitswelt dar. Die besondere Wiesbadener Organisation aus einer zentralen Volkshochschule und dezentralen Bildungswerken in den Stadtteilen hat sich bewährt.
Konkret wollen wir:
- die Volkshochschule und ihre Volksbildungswerke weiterhin institutionell absichern und die städtischen Zuschüsse an die wachsenden Bedarfe anpassen
- Mitarbeiter:innen der VHS, die derzeit mit Honorarverträgen arbeiten, sozial besser absichern. Wir werden prüfen, wo eine Übernahme in eine Festanstellung möglich und sinnvoll ist
- ergebnisoffen und mit den Beschäftigen prüfen, ob wir die Volkshochschule in einen Eigenbetrieb der Stadt überführen
Musik- und Kunstschule Wiesbaden
Die Wiesbadener Musik- und Kunstschule leistet einen zentralen Beitrag zur musikalischen Entwicklung und Entfaltung aller Altersgruppen und ist mit ihrem Programm weit über die Stadtgrenzen hinaus erfolgreich.
Konkret wollen wir:
- die Wiesbadener Musik- und Kunstschule weiterhin institutionell absichern und die städtischen Zuschüsse an die wachsenden Bedarfe anpassen. Jedes Kind in Wiesbaden soll die Möglichkeit haben, ein Instrument zu lernen – unabhängig von seiner sozialen Herkunft
- eine stärkere Beteiligung des Landes Hessen an der Finanzierung der Musikschulen
- Mitarbeiter:innen der WMK, die derzeit mit Honorarverträgen arbeiten, sozial besser absichern. Wir werden prüfen, wo eine Übernahme in eine Festanstellung möglich und sinnvoll ist
Kulturentwicklungsplan umsetzen
Die Wiesbadener Kulturverwaltung hat auf Augenhöhe und gemeinsam mit den Kulturschaffenden, den Kulturpolitikern sowie Bürgerinnen und Bürgern einen Kulturentwicklungsplan erarbeitet. Darin werden die Stärken und Schwächen, aber auch die Chancen und Risiken der kulturellen Einrichtungen in der Landeshauptstadt betrachtet und konkrete Forderungen und Maßnahmen zur Stärkung der Wiesbadener Kulturlandschaft aufgezeigt.
Dazu gehören wichtige Themenfelder wie etwa die Sichtbarkeit von Kultur, die finanzielle Ausstattung der verschiedenen Kultureinrichtungen und den damit verbundenen Arbeitsbedingungen, die kulturelle Teilhabe oder auch die Verfügbarkeit von Arbeits- und Produktionsstätten. Wir wollen der Kultur eine gute Entwicklungsgrundlage geben, Verlässlichkeit und Planbarkeit für die Kulturschaffenden stehen dabei an erster Stelle.
Konkret wollen wir:
- die im Kulturentwicklungsplan genannten Maßnahmen umsetzen, auch wenn dabei Finanzierungsvorbehalte gelten. Ein Schwerpunkt wird dabei zunächst die Überarbeitung der Förderregelung für freie Kultureinrichtungen sein. Die transparente an verschiedenen Parametern orientierten Kulturberichterstattung zu den Entwicklungen der Kulturträger sind hierzu wichtige Instrumente, die eingeführt werden sollen.
- neue Orte für Kultur unterstützen. Hierbei trauen wir uns auch, unkonventionelle Wege zu gehen. Gerade für innovative Projekte und Start-ups bieten sich Pop-up Nutzungen (vorübergehende Nutzung leerstehender Räumlichkeiten) an, die wir über eine enge Abstimmung mit dem Citymanager erreichen wollen. Kultur soll einen Beitrag zur Erhaltung der Innenstadt leisten.
- nicht beim Kulturentwicklungsplan stehen bleiben. Es geht nicht nur um die Umsetzung der vorliegenden Maßnahmen, sondern auch um die Evaluation und Fortschreibung.
- das Kulturamt als verlässlichen und engagierten Partner der Wiesbadener Kulturszene stärken. Hierzu gehört u.a. der Aufbau einer Koordinierungsstelle für kulturelle Bildung und Teilhabe sowie die Einrichtung einer Stelle zur gezielten Umsetzung der Maßnahmen aus dem Kulturentwicklungsplan
Kulturbeirat als Stimme der Kulturschaffenden
Wiesbaden hat sich in der letzten Wahlperiode für die Einrichtung eines Kulturbeirates entschieden. Dieser soll die Stadtpolitik fachlich begleiten, Debatten anstoßen und auch mit eigenen Beschlussvorlagen Initiativen ergreifen. Der Kulturbeirat genießt ein hohes Vertrauen und hat sich in der ersten Wahlperiode auch öffentliche Aufmerksamkeit erarbeitet und wichtige Impulse gegeben. In den nächsten Jahren steht eine Evaluierung der Arbeit und Struktur des Kulturbeirates an.
Konkret wollen wir:
- den Kulturbeirats weiterführen und fortentwickeln. Als wichtige Aspekte für die Evaluation der Struktur und Arbeit sehen wir: Reduzierung der Größe, sowohl bei den Sparten als auch bei der Besetzung aus den Fraktionen, Verlängerung der Wahlperiode sowie das Thema Wahlbeteiligung
Kulturelle Nutzung der Walhalla
Die Walhalla ist nicht zuletzt durch ihre räumliche Verortung im Herzen von Wiesbaden, sondern auch durch ihre Geschichte und einzigartige Architektur für die Wiesbadener Kultur von großer Bedeutung. Wir freuen uns deshalb auf das Ergebnis zur Vergabe der kulturellen Nutzung der Walhalla. Dabei ist uns an dieser Stelle die Kooperation bzw. Einbindung des neuen Kulturformats mit dem bestehenden Kulturangebot besonders wichtig. Für die Übergangszeit bis zum Beginn des Umbaus ist für uns eine kulturelle Zwischennutzung von Teilflächen grundsätzlich vorstellbar. Wir sehen gerade aufgrund des Mangels an kulturell nutzbaren Räumlichkeiten im innerstädtischen Bereich auch bei einer Interimsnutzung den Mehrwert sowohl für die Kulturakteure als auch für die Stadtgesellschaft selbst. Gleichwohl muss eine Interimsnutzung im Verhältnis zum finanziellen Aufwand und insbesondere der Nachhaltigkeit der getätigten Auswendungen stehen.
Konkret wollen wir:
- den Prozess zur Vergabe der Walhalla auch weiterhin im Sinne einer bestmöglichen kulturellen Nutzung für Wiesbaden kritisch begleiten. Einer Interimsnutzung bis zum offiziellen Baubeginn stehen wir offen gegenüber, wollen dabei aber Kosten und Nachhaltigkeit nicht aus dem Auge lassen.
Kulturelle Arbeit der Kreativfabrik dauerhaft sichern
Der Verein Kreativfabrik Wiesbaden e.V. betreibt auf dem Kulturparkgelände am ehemaligen Schlachthof ein Kulturzentrum mit einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm rund um Konzerte, Theater und Tanzveranstaltungen. Daneben vermietet der Verein bezahlbare Proberäume an junge Nachwuchsbands aus Wiesbaden und stellt seine Räumlichkeiten für Initiativen und Seminare zur Verfügung. Die ebenfalls im Gebäude untergebrachte Skatehalle, die u.a. ein regelmäßiges Skateangebot für Menschen im Rollstuhl bereithält, ist regional einzigartig. In den vergangenen Jahren hat sich die Arbeit des Vereins zu einem lebendigen und unverzichtbaren Teil des Wiesbadener Kulturlebens entwickelt.
Im Jahr 2021 endet der Erbbaurechtsvertrag und das von der Kreativfabrik genutzte Gebäude fällt zurück an die Stadt Wiesbaden. Wir wollen, dass die erfolgreiche Arbeit des Vereins vor Ort dauerhaft gesichert wird. Eine anderweitige und rein kommerzielle Verwertung des Gebäudes zu Lasten der Kultur lehnen wir ab. Zudem wollen wir die städtische Unterstützung des kulturellen Angebots in der Kreativfabrik weiter ausbauen und verlässliche Perspektiven für eine Weiterentwicklung vor Ort schaffen
Stadtgeschichte und Brauchtum
Das Stadtmuseum am Markt leistet ebenso wie das Stadtarchiv wichtige Vermittlungsarbeit im Bereich der Wiesbadener Stadtgeschichte und Identität. Wir wollen den Archivausbau für beide Einrichtungen weiter voranbringen. Die Zusammenarbeit mit den ehrenamtlich getragenen Heimatmuseen und Brauchtumsvereinen wollen wir mit einem „Jahr der Stadtteilgeschichten und des Wiesbadener Brauchtums“ gezielt fördern. Auch die Fastnacht ist ein wichtiger Teil des kulturellen Lebens. Wir werden diese weiterhin finanziell und organisatorisch unterstützen.
Staatstheater
Wir sind uns der Bedeutung des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden für unsere Heimatstadt und darüber hinaus in die Region sehr bewusst und wollen dieses nach Kräften unterstützen, ohne dabei die freien Kultureinrichtungen zu übersehen. Die Bemühungen des Staatstheaters, mit anderen Kultureinrichtungen der Stadt zu kooperieren sehen wir und wünschen uns eine Intensivierung dieser Arbeit.
Konkret wollen wir das Staatstheater, gemeinsam mit dem Land Hessen, in die folgende Richtung weiterentwickeln:
- Sanierungsbedarfe (Brandschutz, Barrierefreiheit, Haus- und Bühnentechnik, Gebäudehülle des „Neubaus“) müssen erarbeitet und Lösungen für ein modernes Haus gefunden werden
- Erhalt aller Sparten des Staatstheaters sowie seiner Spielstätten. Traditionsveranstaltungen wie die Maifestspiele, aber auch neue Formate wie die Wiesbaden Biennale sollen fortgeführt und auskömmlich finanziert werden
- Wünschenswert erscheint uns eine Öffnung des Theaters zur Stadt. Theater OpenAir: auf Plätzen und in Stadtteilen stärken die Verbindung zur Stadtgesellschaft und den Fragen, die sie bewegt.
- Es bleibt die Herausforderung, neue und jüngere Publikumskreise zu gewinnen. Wir finden: jedes Kind in Wiesbaden sollte mindestens einmal, besser mehrfach, im Staatstheater zu Besuch gewesen sein. Die theaterpädagogische Zusammenarbeit mit Schulen und Kitas soll auf hohem Niveau fortgesetzt werden. Maßnahmen wie vergünstigte Restekarten sollen ausgebaut und auch Gruppen wie Azubis und Schülerinnen und Schülern angeboten werden. Projekte zur Teilhabe, wie etwa vom Paritätischen Wohlfahrtsverband, wollen wir fortsetzen.
- Die Öffnung des Hauses, etwa durch Live-Übertragungen in den Warmen-Damm oder auch den Kurpark oder an den Schlachthof können zusätzliche Besucher:innen für das Staatstheater gewinnen.
Städtepartnerschaften
Die Landeshauptstadt Wiesbaden pflegt seit vielen Jahren partnerschaftliche Beziehungen zu insgesamt 17 Städten in Europa, im Nahen Osten und in Lateinamerika. Wir bedauern die Entscheidung, die Partnerschaft von der Stadt Gent einseitig aufzulösen. Wir verbinden damit den Auftrag – gerade nach Corona – die Städtepartnerschaften zu intensivieren.
Städtepartnerschaften bieten die Chance, mehr über die Menschen, ihre Kultur und Gepflogenheiten und ihr Alltagsleben zu erfahren. Sie erleichtern es den Bürgerinnen und Bürgern, Kontakte zu knüpfen und ermöglichen es Vereinen und Institutionen, an Projekten von gemeinsamem Interesse zu arbeiten. Dabei stehen die Bereiche Kultur, Soziales und Wirtschaft, Bildung und Wissenschaft sowie Jugend und Sport im Mittelpunkt.
Wir möchten das internationale Denken, Völkerverständigung und Anerkennung der Menschenrechte fördern und die Toleranz verstärken, denn wo Menschen sich begegnen, werden auch Vorurteile abgebaut. Wir wollen Orte, Gelegenheiten und Veranstaltungen für interkulturelle Begegnungen in den Wiesbadener Stadtteilen fördern.
Neben den offiziellen Zusammentreffen der Repräsentant:innen partnerschaftlich verbundener Städte, dem kommunalen Fachaustausch sowie gemeinsamen Projekten auf der Arbeitsebene, leben aktive Städtepartnerschaften vor allem von der direkten Bürgerbegegnung. Auch dazu wollen wir beitragen
In neuester Zeit nimmt besonders der Verwaltungsaustausch – Konferenzen zu aktuellen Städteproblemen wie Migration, Demografie, Städtebau, Umweltpolitik etc. einen immer größeren Stellenwert ein.
Mit viel ehrenamtlichem Engagement organisieren Partnerschaftsvereine mit ihren Mitgliedern vielfältige Austauschprojekte in den Bereichen Kunst und Kultur, Jugend und Sport sowie Reisen für Bürgerinnen und Bürgern in die Wiesbadener Partnerstädte. Darüber hinaus arbeiten sie eng mit den Schulen zusammen, um die bestehenden Schulpartnerschaften zu festigen und neue zu initiieren. Die Partnerschaftsvereine sind damit unsere wichtigsten Partner und zugleich eine der tragenden Säulen in der Städtepartnerschaftsarbeit. Ihren Mitgliedern bieten sie interessante Möglichkeiten, langjährige internationale Freundschaften aufzubauen, fremde Kulturen kennenzulernen sowie Erfahrungen zu sammeln und persönliche Kompetenzen weiterzuentwickeln. Wir werden daher die Arbeit der Partnerschaftsvereine weiter unterstützen.
Dabei wollen wir vor allem Schulen dazu ermutigen, ihre Klassenfahrten in unsere Partnerstädte zu legen, Austausche hier durchzuführen. Zudem wollen wir prüfen, wie die Partnerstädte noch mehr in Wiesbaden und auf ihren Festen wahrgenommen werden können. Was auf dem Weinfest bereits gut funktioniert, würden wir uns auch für den Weihnachtsmarkt wünschen.
Bevor weitere (bis auf die bereits in Gang gesetzte Partnerschaft mit einer Stadt in den Vereinigten Staaten) Städtepartnerschaften geschlossen werden, sollen die bestehenden Verbindungen intensiviert und weiter ausgebaut werden.
Konkret wollen wir:
- den Austausch zwischen den Partnerstädten intensivieren
- Partnerschaftsvereine aktivieren und stärken
- zu einer Stadt in den USA Kontakt aufbauen. Danach Vorrang der vorhandenen Städtepartnerschaften vor der Entwicklung neuer Verbindungen
- Stände aus Partnerstädten auf dem Weihnachtsmarkt anbieten
- auskömmliche Finanzierung der Partnerschaftsvereine und Flexibilisierung der Mittel mit Blick auf die Aktivitäten und die Grundfinanzierung gewährleisten